Gasnetz der Zukunft: Wie Wasserstoff die Energiewende sichert

Die Debatte um die Energiewende wirft eine entscheidende Frage auf: Was geschieht mit der bestehenden Gasinfrastruktur? Während einige einen schnellen Abschied vom Erdgas fordern, sehen Fachleute in der Weiternutzung der Leitungen eine große Chance. Die Zukunft des Gasnetzes in Deutschland könnte daher nicht im Abriss, sondern in einer klugen Umnutzung für klimaneutrale Gase wie Wasserstoff liegen.

So funktioniert die Umstellung auf Wasserstoff

Die Vision ist, die vorhandenen Erdgasleitungen künftig für den Transport von Wasserstoff zu nutzen. Dieser Wasserstoff wird „grün“ genannt, wenn er mithilfe von Strom aus erneuerbaren Energien durch Elektrolyse erzeugt wird. Dabei spaltet elektrischer Strom Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff auf.

Technisch ist die Umrüstung des bestehenden Netzes in weiten Teilen bereits machbar. Viele der bestehenden Stahlleitungen sind für den Transport von Wasserstoff geeignet, allerdings müssen insbesondere Verdichterstationen und bestimmte Armaturen angepasst oder ausgetauscht werden. Dieser Prozess würde schrittweise erfolgen, wodurch ganze Regionen nach und nach auf eine klimaneutrale Gasversorgung umgestellt werden könnten.

Warum das Gasnetz für die Energiewende wichtig ist

Ein wesentlicher Vorteil des Gasnetzes ist seine enorme Speicherkapazität. Während Stromspeicher wie Batterien Energie nur über kurze Zeiträume sichern können, lassen sich in den unterirdischen Gasspeichern riesige Energiemengen über Monate lagern. Dies ist entscheidend, um sogenannte Dunkelflauten zu überbrücken – also Phasen ohne ausreichend Wind und Sonne.

Dadurch sichert die Gasinfrastruktur die Energieversorgung für Industrie und Haushalte, auch wenn erneuerbare Energien schwanken. Ein vollständiger Rückbau des Netzes würde hingegen den Neubau teurer Stromtrassen und riesiger Stromspeicher erfordern. Die Weiternutzung ist somit volkswirtschaftlich oft die günstigere Alternative, denn sie vermeidet hohe Kosten für neue Infrastruktur.

Praktische Schritte zur Transformation

Die Umwandlung des Gasnetzes erfordert einen klaren politischen Rahmen und gezielte Investitionen. Zuerst müssen die Leitungen für den Wasserstofftransport zertifiziert und technisch ertüchtigt werden. Parallel dazu muss der Aufbau einer Wasserstoffproduktion mit erneuerbaren Energien massiv vorangetrieben werden.

Ein schrittweiser Plan könnte so aussehen:

  • Analyse: Prüfung, welche Teile des Netzes für reinen Wasserstoff geeignet sind.
  • Umstellung: Regionale Cluster werden schrittweise von Erdgas auf Wasserstoff umgestellt.
  • Integration: Verbindung deutscher Wasserstoffnetze mit europäischen Nachbarn, um Importe zu ermöglichen.

Solche Projekte starten bereits und zeigen, dass die Transformation technisch möglich ist. Sie bieten zudem eine klimafreundliche Perspektive für Sektoren, die schwer zu elektrifizieren sind, wie die Stahl- oder Chemieindustrie.

Herausforderungen beim Rückbau vermeiden

Ein ungeplanter und schneller Rückbau des Gasnetzes birgt erhebliche Risiken. Die Kosten für die Stilllegung von Anschlüssen sind bisher uneinheitlich geregelt und können für einzelne Hauseigentümer sehr hoch ausfallen. Teilweise verlangen Netzbetreiber mehrere Tausend Euro für den Ausbau eines Gasanschlusses.

Außerdem würde ein schrumpfendes Netz die Netzentgelte für die verbleibenden Gaskunden stark erhöhen, was zu sozialen Härten führen könnte. Eine durchdachte Zukunftsstrategie für das Gasnetz ist daher notwendig, damit die Kosten der Energiewende fair verteilt werden und die Versorgungssicherheit jederzeit gewährleistet bleibt.