Bund steigt bei TenneT ein – So sichert Deutschland sein Netz

Die Verhandlungen über den Einstieg des Bundes beim Stromnetzbetreiber TenneT stehen offenbar kurz vor dem Abschluss. Damit würde der deutsche Staat eine zentrale Rolle bei einem der wichtigsten Unternehmen für die Energiewende in Deutschland übernehmen. Die Bundesregierung plant, den deutschen Teil des Übertragungsnetzes vom niederländischen Staatskonzern TenneT zu erwerben, um die Kontrolle über kritische Infrastruktur zu sichern.

Dieser Schritt ist von großer strategischer Bedeutung, denn TenneT betreibt ein sogenanntes Höchstspannungsnetz, das für den Transport von Strom über weite Strecken unerlässlich ist. Insbesondere der Strom aus Windkraftanlagen im Norden muss zuverlässig zu den Industriezentren im Süden des Landes gelangen. Die Übernahme soll sicherstellen, dass die notwendigen Investitionen in den Netzausbau zügig vorangetrieben werden.

Hintergründe zum geplanten Einstieg des Bundes bei TenneT

Die Gespräche zwischen Berlin und Den Haag laufen bereits seit über einem Jahr, allerdings gestalteten sie sich schwierig. Ein zentraler Punkt war lange Zeit der Kaufpreis, da die Vorstellungen beider Seiten zunächst weit auseinanderlagen. Während die Niederlande einen Wert von bis zu 25 Milliarden Euro ansetzten, hielt die Bundesregierung eine deutlich niedrigere Summe für realistisch.

Nun scheint jedoch eine Einigung in Reichweite zu sein. Der Bund will den Kauf über die staatliche Förderbank KfW abwickeln, wodurch die Schulden nicht direkt im Bundeshaushalt erscheinen. Diese Vorgehensweise hilft dabei, die Vorgaben der Schuldenbremse einzuhalten. Außerdem ist geplant, langfristig private Investoren wie Versicherungen oder Fonds zu beteiligen, um die finanzielle Last für den Staat zu reduzieren.

Warum der Netzausbau so entscheidend ist

Ein leistungsfähiges Stromnetz ist das Rückgrat der Energiewende. Ohne den massiven Ausbau der Netze kann der grüne Strom nicht dorthin transportiert werden, wo er gebraucht wird. TenneT spielt hier eine Schlüsselrolle, da das Unternehmen für wichtige Stromautobahnen wie den Suedlink und den West-Coast-Link verantwortlich ist. Diese Leitungen sind essenziell, um die Energieversorgung in Deutschland auch in Zukunft zu gewährleisten.

Der niederländische Mutterkonzern hatte in der Vergangenheit signalisiert, die milliardenschweren Investitionen für den deutschen Netzteil nicht allein tragen zu wollen. Daher wurde ein Verkauf an den deutschen Staat zur bevorzugten Lösung. Dadurch kann die Bundesregierung direkt Einfluss auf den Ausbau nehmen und die Umsetzung der Energiewende beschleunigen.

Die nächsten Schritte und offene Fragen

Obwohl eine grundsätzliche Einigung erzielt wurde, müssen noch letzte Details geklärt werden. Dazu gehört die endgültige Festlegung des Kaufpreises, der sich am Unternehmenswert zum Ende des Jahres orientieren soll. Zudem muss der Haushaltsausschuss des Bundestages dem Geschäft noch zustimmen.

Sollte der Einstieg des Bundes bei TenneT wie geplant erfolgen, wäre dies ein entscheidender Schritt zur Sicherung der deutschen Energieinfrastruktur. Der Staat übernimmt damit mehr Verantwortung für den Gelingen der Energiewende und stellt die Weichen für einen zügigen und bedarfsgerechten Ausbau der Stromnetze.