Das Stromnetz benötigt eine konstante Frequenz von 50 Hertz, um stabil zu laufen. Weichen Erzeugung und Verbrauch voneinander ab, schwankt diese Frequenz, weshalb die Übertragungsnetzbetreiber Regelenergie einsetzen, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Die Sekundärregelleistung (kurz aFRR für „automatic Frequency Restoration Reserve“) ist dabei eine wichtige Komponente, denn sie wird automatisch innerhalb von fünf Minuten aktiviert, um das Netz auszugleichen.
Wie die Teilnahme an der Sekundärregelleistung mit PV-Anlage funktioniert
Um mit einer PV-Anlage Sekundärregelleistung bereitzustellen, wird die Anlage Teil eines virtuellen Kraftwerks. Ein virtuelles Kraftwerk ist ein digitaler Zusammenschluss vieler dezentraler Energieerzeuger und -verbraucher, die gemeinsam als eine Einheit am Strommarkt agieren. Diese Bündelung ist notwendig, da einzelne Solaranlagen oft nicht die erforderliche Mindestleistung von einem Megawatt erbringen.
Der Anbieter des virtuellen Kraftwerks steuert die vernetzten Anlagen dann zentral. Fordert der Netzbetreiber Regelenergie an, kann der Anbieter die Einspeiseleistung der teilnehmenden PV-Anlagen kurzfristig anpassen. Dies geschieht entweder durch eine Reduzierung der Einspeisung (negative Regelleistung) oder durch eine Erhöhung der Einspeisung aus einem angeschlossenen Batteriespeicher (positive Regelleistung).
Die Kommunikation zwischen dem Netzbetreiber und dem virtuellen Kraftwerk läuft dabei vollautomatisch ab. Eine spezielle Hard- und Software, die sogenannte Fernwirkeinheit, sorgt für die sichere und schnelle Übertragung der Steuersignale. Dadurch wird sichergestellt, dass die angeforderte Leistung präzise und innerhalb der vorgegebenen Zeit bereitgestellt wird.
Voraussetzungen und wirtschaftlicher Nutzen
Nicht jede Solaranlage ist für die Teilnahme geeignet. Eine entscheidende Voraussetzung ist eine installierte Leistung von mindestens 100 Kilowattpeak (kWp), wodurch sich das Angebot vor allem an gewerbliche Betreiber richtet. Außerdem ist ein Batteriespeicher notwendig, um auch positive Regelleistung anbieten zu können, also Energie ins Netz einzuspeisen, wenn die Sonne gerade nicht scheint.
Die Teilnahme am Markt für Sekundärregelleistung generiert auf zwei Wegen Einnahmen. Zum einen erhalten Betreiber eine Vergütung für die reine Bereitstellung der Leistung (Leistungspreis). Zum anderen wird die tatsächlich abgerufene Energiemenge bezahlt (Arbeitspreis). Diese Kombination schafft eine verlässliche und planbare Zusatzeinnahme neben dem normalen Stromverkauf.
Durch die Vermarktung der Flexibilität ihrer Anlagen leisten die Betreiber einen wichtigen Beitrag zur Stabilität der Stromnetze. Dieser Schritt ist für das Gelingen der Energiewende von großer Bedeutung, während er gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit von Solaranlagen und Batteriespeichern verbessert.
Worauf Betreiber achten sollten
Bevor sich Anlagenbetreiber für eine Teilnahme entscheiden, sollten sie die technischen Anforderungen genau prüfen. Dazu gehört neben der Mindestgröße und dem Vorhandensein eines Speichers auch eine schnelle und zuverlässige Internetverbindung für die Fernsteuerung. Die Anlage muss zudem präqualifiziert werden, ein Prozess, bei dem die Eignung durch den Übertragungsnetzbetreiber bestätigt wird.
Es ist ratsam, einen erfahrenen Partner für die Vermarktung zu wählen. Anbieter von virtuellen Kraftwerken übernehmen in der Regel die komplette technische Anbindung, die Präqualifizierung und die operative Steuerung. Dies minimiert den Aufwand für den Anlagenbetreiber und stellt sicher, dass alle komplexen Marktregeln eingehalten werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Bereitstellung von Sekundärregelleistung mit einer PV-Anlage eine lohnende Option für gewerbliche Betreiber ist. Sie steigert nicht nur die Rentabilität, sondern fördert auch aktiv die Integration erneuerbarer Energien in ein stabiles Stromsystem.
