Das Projekt ist ein zentraler Baustein, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen wie Erdgas deutlich zu reduzieren. Stattdessen setzt die Stadt auf eine nachhaltige und direkt vor Ort verfügbare Energiequelle. Dadurch leistet Prenzlau einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Versorgungssicherheit.
So funktioniert die geothermische Wärmeversorgung
Bei der Tiefengeothermie wird Wärme aus dem Erdinneren gewonnen, die in wasserführenden Gesteinsschichten gespeichert ist. In Prenzlau bohrt man dafür etwa 1.000 Meter in die Tiefe, um ein rund 44 °C warmes Thermalwasserreservoir zu erreichen. Dieses Wasser ist ein Überbleibsel des Zechsteinmeeres, eines urzeitlichen Ozeans, der sich vor über 200 Millionen Jahren in dieser Region befand.
Das technische System basiert auf einer sogenannten Dublette, welche aus zwei Bohrlöchern besteht. Über eine Förderbohrung wird das heiße Salzwasser an die Oberfläche gepumpt. Anschließend überträgt ein Wärmetauscher die Energie an das städtische Fernwärmenetz, während das abgekühlte Wasser über die zweite Bohrung, die Injektionsbohrung, wieder in die unterirdische Gesteinsschicht zurückgeleitet wird. Somit entsteht ein geschlossener und umweltschonender Kreislauf.
Nutzen der Tiefengeothermie für die Wärmewende Prenzlau
Der größte Vorteil der Geothermie ist ihre konstante Verfügbarkeit, denn sie liefert zuverlässig Wärme – unabhängig von Wetter, Tages- oder Jahreszeit. Dies macht sie zu einer idealen Grundlastenergie für das Wärmenetz. Für die Stadtwerke Prenzlau bedeutet dies eine planbare und krisensichere Energiequelle, die langfristig für stabile Preise bei den Verbrauchern sorgen soll.
Mit dem geothermischen Heizwerk sollen perspektivisch bis zu 60 Prozent des städtischen Wärmebedarfs gedeckt werden. Dies versorgt rund 5.500 Haushalte mit klimafreundlicher Energie und vermeidet den Ausstoß großer Mengen CO2. Außerdem stärkt das Projekt die regionale Wertschöpfung, weil die Energie direkt vor Ort gewonnen und genutzt wird.
Tipps und Meilensteine des Projekts
Das Vorhaben in Prenzlau knüpft an frühere Erfahrungen an, denn bereits in den 1980er-Jahren gab es hier ein geothermisches Heizwerk. Damals scheiterte der Dauerbetrieb an Materialproblemen, da die Rohre dem hohen Salzgehalt des Thermalwassers nicht standhielten. Heute ermöglichen moderne und korrosionsbeständige Werkstoffe einen sicheren und langlebigen Betrieb.
Wichtige Schritte zur Realisierung des Projekts sind:
- Fördermittel: Das Projekt wird mit über acht Millionen Euro aus der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) unterstützt, was etwa 40 Prozent der Gesamtinvestition ausmacht.
- Bohrbeginn: Die entscheidenden Bohrarbeiten zur Erschließung der Wärmequelle haben bereits begonnen.
- Inbetriebnahme: Die Einspeisung der geothermischen Wärme in das Fernwärmenetz ist bis Ende des Jahres 2027 geplant.
Die Stadtwerke setzen auf einen Mix aus erneuerbaren Energien, bei dem die Geothermie durch die Nutzung von Abwärme aus einer Biogasanlage ergänzt wird. Dieses Zusammenspiel verschiedener Technologien maximiert die Effizienz und Nachhaltigkeit der Wärmeversorgung.
